Impfungen

Fokus sollte nicht nur auf Covid und Influenza liegen

Neben den in den vergangenen Erkältungssaisonen stark beworbenen Impfungen gegen Covid-19 und die Grippe sollte auf den Schutz vor weiteren Infektionen nicht vergessen werden, betonte die Medizinerin Maria Paulke-Korinek vom Gesundheitsministerium. Auch gegen RSV, Pneumokokken und Pertussis gibt es Impfungen.

red/Agenturen

Im vergangenen Winter sei immer wieder die Rede von der „Tripledemic“ („Dreifach-Pandemie“) aus Corona, Grippe und RS-Virus gewesen, erinnerte Paulke-Korinek bei der Pressekonferenz des Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Nun sind erstmals zwei Impfstoffe gegen RSV für Personen ab 60 Jahren zugelassen, einer davon kann auch für Schwangere zum passiven Schutz des Babys verwendet werden. Diese sei bereits jetzt zu empfehlen, da die RSV-Saison meist früher beginnt als jene der Influenza, sagte die Leiterin der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium. Im Unterschied zum weiterhin kostenlosen Corona-Impfstoff und dem Grippe-Vakzin zum Selbstbehalt von sieben Euro, ist die RSV-Immunisierung jedoch privat zu bezahlen und mit rund 275 Euro relativ teuer.

Die Pneumokokken-Infektion ist eine „Erkrankung, die bei sehr kleinen Kindern schwer verläuft und bei Ältern“, erläuterte Paulke-Korinek. Sie ist im kostenlosen Kinderimpfprogramm enthalten und allgemein dann wieder ab dem 60. Lebensjahr empfohlen. Auch die Pertussis-Impfung wird Kindern kostenlos verabreicht. Keuchhusten sei als Kinderkrankheit, aber auch als „100-Tage-Husten“ mit wochenlangen Symptomen bis zum Erbrechen bekannt, berichtete Paulke-Korinek. Es braucht ein Leben lang Auffrischungen mit dem Vierfachimpfstoff gemeinsam mit Diphtherie, Wundstarrkrampf und Kinderlähmung - alle zehn Jahre bis zum 60. Lebensjahr und dann sogar alle fünf Jahre.

Impfquote: Noch enorm viel Luft nach oben

„Schwere Atemwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Todesursachen“, betonte Arschang Valipour, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Wiener Klinik Floridsdorf. Der Großteil der Todesfälle sei durch Impfungen und einen gesunden Lebensstil vermeidbar, wies der Facharzt auf Risikofaktoren wie schlechte Ernährung, Übergewicht, zu wenig Bewegung und Rauchen hin. Impfungen seien zudem eine der wesentlichsten Errungenschaften, „die wir haben in den letzten Jahrzehnten oder Jahrhunderten“, betonte er und wies auf die schwache Durchimpfung gegen Influenza in Österreich hin. Es gebe so viel „Luft nach oben, da kann man mit dem Flugzeug bis ins All fliegen, was unsere Impfquote betrifft“, sagte Valipour.

Der Mediziner empfahl, Covid jetzt aufzufrischen, RSV könne gleich dazu geimpft werden oder im November gemeinsam mit der jährlichen Immunisierung gegen Influenza, wo die Saison erst später beginnt. Nach Medienberichten vom Vortag betonten Ministeriumsvertreterin Paulke-Korinek und der Verband der Impfstoffhersteller nochmals, dass es vorerst keinen Mangel beim Grippe-Impfstoff gibt. Die Vakzine wurden an Ärzt:innen sowie weitere Impfstellen ausgeliefert und müssten jetzt erst verimpft werden. Die beste Zeit für die Influenza-Impfung ist ab Ende Oktober, versicherte Paulke-Korinek.

 

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Daniel Scharinger / picturedesk.com